Mozart Stories

Neues zu Mozart!?

Auch wenn man sich scheinbar zu Recht fragen mag, was es zu dem wohl bekanntesten Komponisten der Welt schon groß Neues geben kann, empfiehlt sich bezüglich der weltweit seit Jahrhunderten lebendigen und mit dem Namen Mozart verbundenen Diskurse ein gelegentliches Update, schon allein, um sich in gebildeten Kreisen nicht zu blamieren. Solche aktuellen Mozart Stories sammelt unser Musikwissenschaftler Simon Nußbruch und stellt sie an dieser Stelle in knapper Form vor. Fragen, Beobachtungen und Anregungen zu diesen und weiteren Mozart Stories bitte an Simon Nußbruch.

Eine ganz kleine Nachtmusik' KV 648 bei der Mozart Jam Session, Mittwoch, 5. März 2025

Ganz kleine Nachtmusik

Sensation! Ein unbekanntes, vollständiges Mozart-Divertimento ist aufgetaucht!

Seit kurzem ist die Welt offenbar um mehrere Stücke aus der Feder Wolfgang Amadé Mozarts reicher: die „Serenata ex C“ für „Violino primo/Violino Secondo/è/Basso/Del Sigh: Wolfgang Mozart“, uraufgeführt anlässlich der lange vorbereiteten Neuauflage des „Köchelverzeichnisses“ am 19. September 2024 im Salzburger Mozarteum und zwei Tage später von drei Schüler:innen der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ in Leipzig, wo eine Abschrift des siebensätzigen Werkes unter obiger Bezeichnung in einer umfangreichen Privatsammlung der Musikbibliothek aufgetaucht war.

Ob es sich bei der „Ganz kleine Nachtmusik“ genannten Serenade in C-Dur KV 648 wirklich um eine Komposition Mozarts handelt, lässt sich zwar nicht mit voller Gewissheit sagen, wird aber von der Fachwelt als sehr wahrscheinlich betrachtet.

Mozart Gesellschaft Hamburg Update 3

Mozart-Forschung

Auch heute noch ereignen sich in der Mozart-Forschung kleinere bis mittlere Sensationen, etwa das Auftauchen bislang unbekannter Manuskripte oder gar ganzer unveröffentlichter Werke Mozarts in seiner eigenen Handschrift.

So zum Beispiel im April 2021 die Versteigerung des bislang unbekannten Manuskripts einer vollständigen Violinstimme von 1783 für zwei Orchestertänze, KV 609 Nr. 4 und KV 463 (448c) Nr. 1 (siehe Abbildung), sowie auf der Rückseite drei Entwürfe für das Programm seines berühmten Konzerts vom 23. März 1783 im Wiener Burgtheater, oder – noch sensationeller sogar – die „94 Sekunden neuer Mozart“.

Das bislang unbekannte Allegro in D für Klavier 626b/16, das Mozart wohl mit ca. 17 Jahren schrieb, ist über die Presseseite der Internationalen Stiftung Mozarteum frei zugänglich.

„Wie viel Mozart braucht der Mensch?“ Neben einer Vielzahl von Konzerten und Ausstellungen nutzte das Würzburger Mozartfest, das älteste Mozartfest Deutschlands , mit dieser scheinbar einfachen Frage sein 100-jähriges Jubiläum im Jahre 2021, um auf die aktuelle Dimension der Mozartpflege aufmerksam zu machen.

Vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Geringschätzung des Kulturbetriebes nicht erst seit der Corona-Pandemie wurde in sechs Vorträgen von prominenten Wissenschaftlern und Musikern über „Europas Musikerbe zwischen Werte- und Haushaltsdebatte“ diskutiert, die später in Form einer Buchpublikation im Bärenreiter-Verlag erschienen sind: das Buch finden Sie hier.

Mozart Gesellschaft Hamburg Update 1

Auch vielen Mozart-Enthusiasten dürfte bis heute nicht bekannt sein, dass die landläufige Bezeichnung „Amadeus“ von Mozart selbst nie verwendet wurde.

Vielmehr ist diese latinisierende Übersetzung eines seiner Mittelnamen Teil eines bereits im frühen 19. Jahrhunderts einsetzenden Geniekults, der im späten 20. Jahrhundert nicht zuletzt durch Milos Formans oscarprämierte Verfilmung von Peter Shaffers Theaterstück „Amadeus“ ins kulturelle Gedächtnis der Menschheit eingeschrieben wurde – ein Geniekult, auf dem auch Falkos „Rock me, Amadeus“ oder die beliebte Kinderserie „Little Amadeus“ mit dem gleichnamigen, von Heinz Rudolf Kunze gesungenen, Titelsong des Hamburger Komponisten Wolf Kerschek beruhen.

Informierte Musikliebhaber:innen nennen den Komponisten Mozart daher seit einiger Zeit bei den beiden Vornamen, die er als junger Erwachsener bis zu seinem Tode 1791 führte: Wolfgang Amadé.